Natürliche Gravitationsanomalien - eine optische Täuschung?
Nicht selten kann man an bestimmten orten in Deutschland, Schottland, Polen und Italien – um nur die Bekanntesten zu nennen – das Phänomen erleben, dass Gegenstände einfach so den Berg auf zu rollen scheinen. Egal was man probiert, ein Ball, eine Flasche oder ein Auto rollen bergauf. Erklärungen hört man viele, es handle sich um magnetische oder elektrische Kräfte oder die Schwerkraft der Erde würde an diesen Orten eine ganz besondere Anomalie aufweisen.
Besucht man selbst diese Orte kann man sich sofort von diesem fantstischen Phänomen überzeugen, die Dinge rollen wirklich bergauf – so machen es uns unsere Augen jedenfalls wahr. Der Eindruck ist echt.

Um diesen Phänomenen auf die Spur zu kommen haben wir an solchen besonderen Orten Messungen mit einem GPS System durchgeführt. Das GPS System besteht aus einer stationären und einer mobilen Einheit. Durch diese Kombination (gestützt durch Satelliten) ist es möglich die Höhe eines Punktes auf <5cm genau zu bestimmen.
Die Ergebnisse der Messungen sind eindeutig, dort wo es scheinbar bergauf geht und die Dinge daher “bergauf” rollen, geht der Strassenabschnitt in wahrheit bergab und dies teilw. mit einem Höhenunterschied von mehreren Meter.
Woher kommt nun der Unterschied zwischen unserer optischen Wahrnehmung und den sattelliten gestützten Messungen?
Wissenschaftler die sich mit dem Thema optische Täuschungen beschäftigen kommen zu dem Schluss, da uns an diesen Orten – aufgrund der geografischen Gegebenheiten – die Empfindung für den natürlichen Horizontes fehlt. Dies verleitet unsere Augen zu der Annahme, dass es scheinbar bergauf geht. Eine optische Täuschung, jedoch so verblüffend, dass ein Besuch sich immer lohnt. 
Betrachtet man solche Streckenabschnitte einige Meter von der Seite, löst sich die optische Täuschung auf und man kann die wahre Neigung der Strasse erkennen.
Gibt es nicht doch natürliche Gravitationsanomalien?
Ja die gibt es. Damit bezeichnet man allerdings Orte an denen die Erdschwere (Anziehungskraft) aufgrund von Bodenanomalien von der Schwere der Umgebung abweicht. So können bspw. dafür Hohlräume, unübliche Gesteinsablagerungen etc. unter der Erdoberfläche verantwortlich sein.
So ist bspw. die Anziehungskraft über Granit oder Erzvorkommen größer – wir wiegen also geringfügig mehr – als über Kalkvorkommen.
Die Zu- oder Abnahme der Anziehungskraft ist jedoch so gering, dass wir das als Mensch gar nicht wahrnehmen können, schon gar nicht rollt eine Flasche oder ein Auto bergauf.
Tatsächlich bedient man sich empfindlicher Messgeräte – sog. Gravimeter – um Gravitationsunterschiede überhaupt messen zu können.
Diese Gravimeter können Veränderungen der Schwere (Anziehungskraft) auf einen Millionstel Teil genau messen.
So bemerkt man z.B. Schwankungen der Erdschwere die mit den Gezeiten gleichlaufen, verursacht durch den Mond.
Weiterführende Literatur
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© Junker F&E 2003, 2010
Autor: T. Junker